Cold Case Lab Köln (CCLK) Wissenschaft trifft Praxis – Aufklärung ungelöster Verbrechen im Raum Köln
Was sind Cold Cases – und warum verdienen sie neue Aufmerksamkeit?
In Deutschland werden rund 95 % aller Tötungsdelikte aufgeklärt. Dennoch bleiben jährlich einzelne Fälle ungelöst und werden über die Jahre zu sogenannten Cold Cases. Schätzungsweise 3.000 dieser Altfälle existieren deutschlandweit – etwa 1.000 davon allein in Nordrhein-Westfalen. Die Bearbeitung solcher Fälle erfordert neue kriminalistische, juristische und wissenschaftliche Perspektiven. Moderne forensische Technologien – insbesondere DNA-Analysen und OSINT (Open Source Intelligence) – eröffnen heute neue Ermittlungsansätze.
Der Lehrstuhl trifft die Praxis – das Cold Case Lab Köln (CCLK)
Seit Oktober 2024 ist am Institut für Strafrecht und Strafprozessrecht der Universität zu Köln unter der Leitung von Prof. Dr. Schiemann das Cold Case Lab Köln (CCLK) aktiv. Die Projektkoordination und Leitung der Studierenden liegen bei Selin Özyildirim und Max Marchi. Das CCLK verbindet Forschung, Lehre und Praxis mit einem Ziel: Cold Cases aus dem Landgerichtsbezirk Köln wissenschaftlich fundiert zu analysieren und damit einen Beitrag zur Aufklärung ungelöster Tötungsdelikte zu leisten.
Ziele und Besonderheiten des Projekts
1. Praxisorientierte Ausbildung der Studierenden
Bearbeitung realer Ermittlungsakten aus dem Raum Köln
Vermittlung von Kenntnissen in der strafprozessualen Fallbearbeitung, der Beweiswürdigung und in interdisziplinären Analyseverfahren
Einblicke in operative Fallanalyse, Kriminologie, Psychologie, Rechtsmedizin und forensische Wissenschaften
2. Wissenschaftliche Unterstützung der Ermittlungsbehörden
Entwicklung neuer Ermittlungsansätze nach dem „Mehraugenprinzip“
Systematische Analyse, Strukturierung und Aufbereitung komplexer Aktenlagen
Übergabe der Ergebnisse an die Ermittlungsbehörde
Ablauf und Struktur des Cold Case Lab Köln
Integration in den Studiengang: Das CCLK ist Teil des kriminologischen Schwerpunkts und bietet zugleich eine praxisnahe Schlüsselqualifikation über zwei Semester.
Arbeiten mit echten Fällen: Studierende analysieren digitale Ermittlungsakten und erstellen systematische, wissenschaftlich fundierte Fallanalysen.
Hybrides Format: Die Sitzungen finden sowohl digital als auch in Präsenz statt (u.a. über DFNconf).
Gruppenarbeit & Abschlusspräsentation: In interdisziplinären Teams werden Fallhypothesen entwickelt und die Ergebnisse werden den Behörden weitergeleitet.
Kooperation mit Polizei und Justiz
Das CCLK orientiert sich am US-amerikanischen Modell universitärer Law Units, die eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten. Die Auswahl der zu bearbeitenden Fälle erfolgt durch die Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft. Ziel ist es, durch wissenschaftliche Analyse einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn zu ermöglichen. Der unabhängige interdisziplinäre Blick von außen ergänzt dabei die kriminalistische Erfahrung der Ermittlungsbehörden und eröffnet neue Perspektiven.
Ein innovatives Modellprojekt in Deutschland
Das CCLK ist das erste zivil-universitäre Projekt seiner Art in Deutschland, das sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung lokaler Cold Cases widmet. Die Einbindung weiterer Fachbereiche wie Rechtsmedizin, Rechtspsychologie und Kriminologie ist bereits in Planung – stets unter strenger Wahrung datenschutzrechtlicher Vorgaben.
Mitmachen: Interesse an echter Fallarbeit?
Studierende der Rechtswissenschaften können sich laufend für das CCLK bewerben. Voraussetzungen:
Bestehen der Zwischenprüfung
Kurzes Motivationsschreiben
Die Teilnahme erstreckt sich über zwei Semester (Start: voraussichtlich Wintersemester 2025/26). Die Termine werden zeitnah auf dieser Seite veröffentlicht. Bei erfolgreicher Teilnahme werden eine Schlüsselqualifikation sowie eine Teilnahmebescheinigung des Lehrstuhls erworben.